Hörspiel: Es ist so schön, ein Querk zu sein!
„Es ist so schön, ein Querk zu sein!“
Nicht nur Erwachsene, auch Kinder suchen ständig nach Anerkennung, möchten von anderen geliebt und akzeptiert werden. Doch oftmals passen wir uns an, nur um dem Gegenüber zu gefallen. Im schlimmsten Fall möchte man sogar aus der eigenen Haut schlüpfen und eine fremde Person sein. Kindern ist es eigentlich eigen, unverstellt zu sein. Nicht umsonst fürchten Erwachsene den Kindermund, der oftmals in scheinbar unpassenden Situationen „Wahrheit kund tut“. Dennoch denken Kinder schon intensiv darüber nach, wie sie auf andere wirken.
Michaela Biehler hat dazu eine schöne Parabel geschrieben, in ihrem fantasievoll bebilderten Buch „Es ist so schön, ein Querk zu sein“ spürt sie den Grundfragen Gleichheit und Verschiedenheit, Außenseitertum und Toleranz nach. Sie macht den Kindern und uns Erwachsenen anhand der Kunstfigur eines Querks deutlich, wie wichtig es ist, sich so zu akzeptieren, wie man wirklich ist – und nicht, wie einen die anderen sehen wollen. Die Geschichte geht so:
Die fünf Querks leben im Wald, kennen nur sich und ihre eigene Welt und sind eigentlich ganz zufrieden - bis der kleinste Querk beim Spielen einen Hasen entdeckt. Dieser weckt große Neugier, und so beschließen die Querks, in die große weite Welt zu ziehen, um andere Tiere kennen zu lernen. Getrieben werden sie von dem Wunsch, sich mit diesen Tieren zu befreunden. Sie ahmen sie nach, verhalten sich so wie sie, kleiden sich so wie sie – immer in der Hoffnung, ihnen dann zu gefallen. Doch das geht schief. Die Querks finden keine Freunde. All ihre Kostümierungen fallen auf und sie werden als Querks enttarnt. Die anderen Tiere reagieren distanziert. „Einen Querk scheint niemand auf der Welt zu kennen“ lautet das traurige Fazit. Am Ende ihrer Reise stellen die Querks fest, dass es doch besser ist, man selbst zu sein. Denn nur so findet man wahre Freunde, die einen immer so anerkennen, wie man tatsächlich ist. Das Hörspiel endet mit dieser Erkenntnis und einem großen Fest, zu dem alle eingeladen sind.
Mit dieser lebensklugen Geschichte setzten sich die Kinder einer Vorschulgruppe in der Kita Eichkater kreativ auseinander. Sie konnten ihre Fantasie auf vielfältige Weise ausleben – sie vertonten die Querks als Hörspiel, sprachen ihre Rollen in ein Mikrofon, sorgten für passende Hintergrundgeräusche und musizierten dazu. Außerdem gestalteten sie unterschiedliche Motive auf kleinen Tontafeln und bastelten dazu lustige Querkmasken, die sie liebend gerne aufsetzten, um die Reaktionen ihrer Umgebung zu testen.
Das Hörspiel wurde in mehreren Sitzungen aufgenommen und mit Hilfe einer Erzieherin und eines Schülers, der ein Praktikum in der Einrichtung absolvierte, vertont. Die Kinder waren erstaunt und begeistert zugleich, wenn sie ihre Stimmen aus den Lautsprechern hörten. „Was, das soll ich sein? Das bin ich aber nicht!“ Oder: „Toll, dass ich so klinge. Hört sich gut an!“ Beim Sprechen in das Mikrofon achteten sie darauf, deutlich zu artikulieren. Wiederum ein Beispiel dafür, wie ein Hörspiel auch den Spracherwerb fördern und Medienpädagogik sich sinnvoll mit anderen Bildungsbereichen verknüpfen kann.
Das Hörspiel wurde Eltern und Gästen zum Ende des Kitajahres im Rahmen eines Abschlussfestes vorgeführt und löste große Begeisterung aus. Die Eltern waren verblüfft, wozu ihre Kinder schon in der Lage sind und auf welch schöne, einprägsame Weise sie die Geschichte mitgestaltet hatten. In den Querks liegt eine tiefe Wahrheit verborgen, die die Kinder auf bewegende Weise zum Vorschein gebracht haben. Auf der Suche nach sich selbst hilft es nicht, wenn man eine Rolle spielt. Wir alle, Kinder und Erwachsene, sollten uns nicht so verhalten, wie andere uns haben wollen, sondern wie es unserem inneren Erleben angemessen ist. Schließlich ist ein glückliches Leben keine Dressurveranstaltung. Oder?
Autorinnen:
Heike Bauer, Erzieherin in der Kita Eichkater
Ursula Michael, Leiterin der Kita Eichkater
Hörspiel: Es ist so schön, ein Querk zu sein!